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Erst ab dem Eishof wird es etwas ruhiger, obwohl einige unerschrockene Flachländer mit Wandersandalen und T-Shirt bekleidet nicht aufgeben wollen. Wir geben ebenfalls nicht auf. Auch als der Weg holprig und immer steiniger wird. Fahrtechnisch wird der Pfad stets schwieriger. Die Höhe macht den Rest. Oft steigen wir ab und schieben, das kostet uns weniger Energie, als auf dem Bike weiter zu balancieren. Nur Peter tritt kräftig in die Pedale und entfernt sich Meter für Meter von uns. Als wir auf Schneefelder treffen, ist der Pass einen Steinwurf entfernt. Die Stettiner-Hütte liegt noch inmitten von Schnee- und Eisresten. Als Dirk und ich oben ankommen, hat Peter bereits Kaffee und Kuchen konsumiert und ein Bergsteigerbuch ausgelesen. Unsere Meinung: er ist nur fast alles gefahren, weil er zu faul zum Laufen war. ;-) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nach einer kurzen Pause in der Stettiner Hütte versenken wir den Sattel und stürzen uns in den Eisjöchl-Trail. Ich weiß nicht, wie viele Serpentinen wir gefahren sind. Es waren auf jeden Fall mehr, als man zählen kann. Eine besondere Herausforderung wird von den Wasserrinnen geliefert. Nur in Südtirol (z.B. bei den Drei Zinnen) findet man solch hohe Steinplatten quer zur Fahrrichtung hingestellt. Zum Glück sind sie nicht hoch genug, um das große Kettenblatt zu berühren. Ausgesetzte Passagen wechseln sich mit ausgewaschenen Stellen. Steile verblockte Pfadabschnitte erfordern volle Konzentration. Ein Pfad wie aus dem Bilderbuch. Man hat stets den restlichen Abschnitt, der noch gefahren werden muss, vor den Augen. Das ganze Trail - Repertoire wird innerhalb von über 1000 Höhenmeter völlig ausgeschöpft. Erst bei der Lazinseralm (1858m) endet der Pfad und wir rollen gemütlich auf einem Schotterweg in Richtung Platt (1422m), wo wir übernachten. Für alle, die es bis hier geschafft haben, kommt jetzt die größte psychologische Herausforderung der Tour: die Auffahrt zum Timmelsjoch (2474m). So. wie wir gestern die ganze Eisjöchl-Abfahrt sehen und uns darauf freuen konnten, steht jetzt dieser Riesenberg vor uns und, viel schlimmer, erkennen wir ganz deutlich mit wie viel Mühe sich die Strasse hinaufschlängelt. Normalerweise bleibt dem Biker eine solche Aussicht erspart. Man weißt, dass viele Höhenmeter zu fahren sind, man sieht sie aber nicht! Wenigstens wurden meine Gebete nach einem kühleren Tag erhört. Am Morgen zeigt sich der Himmel bewölkt und der Wetterbericht meldet Regen ab Mittag. Von Moos in Passiertal (1007m) bis ca. 1800m folgen wir dem Schotterweg E5, dann fahren wir auf der Fahrstrasse weiter. Das Verkehr hält sich in Grenzen, die vergletscherte Berglandschaft versucht unseren Blick von den bevorstehenden Kehren abzuhalten. Italienische Autofahrer feuern uns mit "avanti"-Rufen an, was uns motiviert die 900 Höhenmeter "Timmelsjoch" eingermassen gut zu überstehen. Oben an der Grenze zwischen Italien und Österreich fahren wir durch einen langen dunklen Tunnel, bevor wir uns auf die letzen Abfahrt der Tour vorbereiten. Die Wettervorhersage hat sich bewahrheitet: es beginnt leicht zu regnen, so dass wir die Teerstrasse dem rutschigen Experiment "Weg E5" vorziehen. Mit 84 km/h vernichten wir Höhenmeter um Höhenmeter und erreichen schon am frühen Nachmittag Sölden - den Ausgangspunkt unserer Ötzi-Tour. Der Kreis schließt sich. Unsere Reise auf den Spuren der Vergangenheit ist beendet. Auch im 21. Jahrhundert kein Kinderspiel. <<<< weiter >>>> | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||